Das Zypern-Syndrom

eine Insel zwischen Leid und Leidenschaft

 2017 - Kultur von AA bis ZY

Erstmals wird eine zypriotische Stadt (zusammen mit dem dänischen Aarhus) „Europäische Kulturhauptstadt 2017“. Paphos, ein kleines Hafenstädtchen an der Südwestküste der Insel Zypern, hat sich gegen seine zwei nationalen Mitbewerber, der Hauptstadt Nikosia und der Hafenmetropole Limassol, durchgesetzt und den Zuschlag erhalten.

"Mein eigenes Heimatland ist zweigeteilt..."

(aus »Pio Miso« von Nese Yasin). Dies zu einem Zeitpunkt, zu dem in Genf neue Verhandlungen Hoffnung geben auf eine Wiedervereinigung, womit auch die Teilung der derzeit einzigen europäischen Metropole Nikosia aufgehoben würde.

Eine leidvolle Geschichte

Seit mehr als vier Jahrzehnten ist die politische Teilung der Insel Zypern eine aus Hoffnungen und Enttäuschungen gewachsene Realität, die sich für den Rest der EU-Staaten als kaum wahrgenommenes Dilemma am südöstlichsten Rande des Mittelmeers in eine Art Alltag eingerichtet hat.

         Das von der Türkei 1974 annektierte Gebiet, das später als „Türkische Republik Nordzypern“ ausgerufen wurde, wird als Staat lediglich von der Türkei anerkannt. Als „Republik Zypern“ hingegen wird der griechische Südteil verstanden (der allerdings völkerrechtlich das gesamte Territorium der Insel meint) und seit 2004 Mitgliedstaat der Europäischen Gemeinschaft ist.

        Trotz zahlreicher Verhandlungsansätze und neutraler Vermittlungen ist es seit 43 Jahren nicht gelungen, eine Lösung zur Wiedervereinigung zu finden. Die Kluft zwischen türkischen und griechischen Zyprioten scheint ebenso unüberwindbar wie etwa die Einigung in Sachfragen z.B. zu Ausgleichszahlungen, Gebietsansprüchen u.a. Aber viel größer noch scheint das verlorene Vertrauen zu sein, dass die Menschen beider Volksgruppen in der Zeit zwischen 1960 (Unabhängigkeit Zyperns), dem Bürgerkrieg danach und dem Schicksalsjahr 1974 (Invasion durch türkische Truppen) aufgebaut haben. Die verheerenden Folgen des damaligen türkischen Überfalls mit vielen Opfern, Vertriebenen und Verschollenen waren seither eine offene Wunde der Zyprioten. Sie wird heutzutage, da  militärische Auseinandersetzungen und unkontrollierbare Terroranschläge die zivile Welt erreichen und erschüttern, als Mahnmal einer früheren Zeit wieder spürbar.

 

Kulturvermittlung zum besseren Verstehen

Das kleine Westküstendorf Peyia bei Paphos war bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten Domizil und Wirkungsstätte des gemeinnützigen Zypernvereins Kali Kypros e.V., einer deutsch-zyprisch engagierten Organisation mit dem Ziel, über Kulturprojekte Verständigung und Austausch zu vermitteln.

         Der Kulturverein veröffentlichte Projekte mit themenbezogenen Inhalten, um auf die Problematik aufmerksam zu machen mit dem Versuch, „Brücken der Verständigung“ zu schlagen und mittels mehrsprachiger Beiträge aus verschiedenen Bereichen zur Völkerverständigung beizutragen. Nach Auflösung des Vereins wurden die Aufgaben der gemeinnützigen Stiftung gitarre-foundation hamburg (gfh) übertragen.

 

Poetische Begegnungen & Zypern · Variationen

Aus Anlass der 20jährigen Inselteilung erschien 1994 das Buch »Zypern · Texte« (dt./griech.), das in einmaligen Zeugnissen von Zyprioten das Zypernproblem der Menschen literarisch dokumentiert. Hinein geflossen in die Texte sind persönliche Erfahrungen sowohl griechischer als auch türkischer Zyprioten mit Krieg, Vertreibung und Verlust.

 

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